Vaginale Trockenheit während der Krebstherapie: Ein sensibles Thema, das Unterstützung erfordert
Die Diagnose und Behandlung von Krebs gehörten zu den größten Herausforderungen, denen sich eine Frau in ihrem Leben stellen muss. Während das Hauptaugenmerk auf der Beseitigung der Krankheit liegt, sind es oft die Nebenwirkungen der Behandlung, die den Alltag stark beeinträchtigen können. Eine dieser Nebenwirkungen, die oft übersehen wird, ist die Scheidentrockenheit.
Trotz der weitreichenden Folgen von Scheidentrockenheit wird das Thema häufig nicht ausreichend behandelt. Vielen Frauen ist es peinlich, über dieses Problem zu sprechen, und nicht selten wird es von den Ärzten übersehen.
Was ist vaginale Trockenheit?
Vaginale Trockenheit, medizinisch auch als vaginale Atrophie bezeichnet, ist ein Zustand, bei dem die Scheide an Feuchtigkeit verliert, was zu Reizungen und Unbehagen führen kann. Normalerweise produziert die Vaginalwand ein natürliches Sekret, das dazu beiträgt, das Gewebe gesund, elastisch und gut geschmiert zu halten. Dieses Sekret, das bei Erregung zunimmt und den Geschlechtsverkehr angenehmer macht, ist auch für ein gesundes sexuelles Erlebnis unerlässlich.
Die Scheidenfeuchtigkeit wird vor allem durch das weibliche Hormon Östrogen reguliert. Wenn der Östrogenspiegel im Körper sinkt, kann die Scheide trocken und empfindlich werden. Dies kann zu einer Reihe von Symptomen wie Juckreiz, Brennen, Unbehagen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und häufigen Harnwegsinfektionen führen.
Obwohl vaginale Trockenheit häufiger bei Frauen in den Wechseljahren auftritt, kann sie auch bei jüngeren Frauen auftreten, insbesondere bei Frauen, die sich einer Krebstherapie unterziehen. Behandlungen, einschließlich Chemo- und Strahlentherapie, können den Hormonhaushalt des Körpers beeinflussen und zu einer verminderten Östrogenproduktion führen.
Ursachen für vaginale Trockenheit während der Krebstherapie
Während einer Krebstherapie kann Scheidentrockenheit durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Häufig ist sie auf Veränderungen im Hormonhaushalt des Körpers zurückzuführen, insbesondere auf einen durch die Krebstherapie verursachten Abfall des Östrogenspiegels.
Östrogenmangel
Östrogen ist ein weibliches Geschlechtshormon, das eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Gesundheit und Funktion der Vagina spielt. Es fördert die Durchblutung und die Produktion natürlicher Gleitmittel, die dazu beitragen, die Vagina feucht und elastisch zu halten.
Krebstherapien, insbesondere Chemo- und Hormontherapien, können jedoch den Östrogenspiegel im Körper senken. Dies führt dazu, dass die Scheidenwände dünner und weniger elastisch werden und weniger Gleitmittel produzieren. Die Folge ist eine trockene, empfindliche Scheide, die beim Geschlechtsverkehr zu Beschwerden oder Schmerzen führen kann.
Schäden durch Strahlentherapie
Strahlentherapie, die häufig zur Behandlung von Unterleibskrebs wie Gebärmutter- und Eierstockkrebs eingesetzt wird, kann das Gewebe der Scheide schädigen. Die Bestrahlung kann zu Entzündungen und Vernarbungen führen, die die Elastizität der Scheidenwände verringern und zu Scheidentrockenheit beitragen.
Medikamente
Einige Medikamente, die während einer Krebstherapie eingesetzt werden, können ebenfalls zu einer trockenen Scheide führen. Dazu gehören bestimmte Chemotherapeutika und Medikamente zur Behandlung von Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen, die sich auf den Feuchtigkeitsgehalt der Schleimhäute auswirken können.
Stress und Angst
Nicht alle Ursachen für Scheidentrockenheit während einer Krebstherapie sind körperlicher Natur. Emotionaler Stress und Angst, die häufig mit einer Krebsdiagnose und -behandlung einhergehen, können sich ebenfalls auf die sexuelle Gesundheit auswirken. Stress kann das sexuelle Verlangen verringern und dazu führen, dass der Körper weniger natürliche Gleitmittel produziert, was wiederum zu Scheidentrockenheit führt.
Bewältigung und Behandlung von vaginaler Trockenheit
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, vaginaler Trockenheit entgegenzuwirken:
Topische Östrogenpräparate:
Diese Präparate können dazu beitragen, die natürliche Feuchtigkeit der Scheide wiederherzustellen und die Scheidenwände zu stärken. Sie sind in verschiedenen Formen erhältlich, darunter Cremes, Tabletten und Ringe, die direkt in die Scheide eingeführt werden.
Gleitmittel:
Die Verwendung von vaginalen Befeuchtungsmitteln und Gleitmitteln kann eine einfache und wirksame Möglichkeit sein, Beschwerden aufgrund von vaginaler Trockenheit zu lindern. Diese Produkte wirken, indem sie Feuchtigkeit in die Vaginalwände einführen oder dort halten, wodurch die Vagina geschmeidiger und angenehmer wird.
Gleitmittel werden normalerweise vor dem Geschlechtsverkehr aufgetragen, um die Reibung zu verringern und das sexuelle Erlebnis angenehmer zu machen. Sie sind auf Wasser-, Silikon- und Ölbasis erhältlich. Gleitmittel auf Wasserbasis sind in der Regel am sanftesten und eignen sich am besten für Frauen, deren Vagina durch die Krebstherapie besonders empfindlich geworden ist. Sie können jedoch schnell eintrocknen und müssen möglicherweise während des Gebrauchs erneut aufgetragen werden.
Intimsalben mit organischen Inhaltsoffen:
Die Verwendung natürlicher Inhaltsstoffe bei der Behandlung von Scheidentrockenheit wird von vielen Frauen bevorzugt, da diese Substanzen oft schonender und weniger reizend für die empfindliche Scheidenhaut sind. Einige häufig verwendete natürliche Wirkstoffe sind Hyaluronsäure, Vitamin E und Fenchel.
Hyaluronsäure ist ein natürlicher Bestandteil der Haut und des Bindegewebes und bekannt für seine außergewöhnliche Fähigkeit, Wasser zu binden. In der Hautpflege und auch bei der Behandlung von Scheidentrockenheit ist Hyaluron daher besonders wertvoll. Es bindet Feuchtigkeit in der Scheidenhaut und hilft, den natürlichen Feuchtigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten und die Elastizität der Scheide zu verbessern. Dadurch wird Trockenheit vermindert und die Schleimhäute werden geschützt und gestärkt.
Vitamin E ist ein Antioxidans, das die Gesundheit der Hautzellen fördern und Schäden reparieren kann. Es kann direkt auf die Scheide aufgetragen oder in Form von Kapseln oral eingenommen werden. Die Anwendung von Vitamin E verbessert die Hautstruktur, erhöht die Feuchtigkeit und fördert die Heilung von geschädigten oder gereizten Hautpartien.
Fenchel enthält Phytoöstrogene, Pflanzenstoffe, die eine ähnliche Wirkung wie das weibliche Sexualhormon Östrogen haben. Sie können dazu beitragen, das hormonelle Gleichgewicht in der Scheide zu verbessern und Trockenheitssymptome zu lindern.
Beckenbodenübungen:
Beckenbodenübungen, auch "Kegel-Übungen" genannt, können dazu beitragen, die Durchblutung im Vaginalbereich zu erhöhen und so die natürliche Feuchtigkeitsproduktion zu fördern.
Regelmäßige sexuelle Aktivität:
Sexuelle Aktivität, einschließlich Selbstbefriedigung, kann die Durchblutung der Scheide erhöhen und dazu beitragen, die natürliche Feuchtigkeitsproduktion aufrechtzuerhalten.
Es ist wichtig zu beachten, dass jede Frau anders ist und dass das, was bei der einen Frau funktioniert, bei der anderen nicht funktionieren muss. Daher ist es wichtig, offen mit dem Gesundheitsteam zu kommunizieren und verschiedene Behandlungsmöglichkeiten auszuprobieren, um die am besten geeignete Lösung zu finden.
Darüber hinaus sollte jede Frau, die unter anhaltender oder schwerer vaginaler Trockenheit leidet, ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, da dieser Zustand wirksam behandelt werden kann und keine unnötigen Schmerzen oder Beschwerden verursacht. Es ist wichtig, die Verwendung sämtlicher Produkte, einschließlich Gleitmittel, Cremes oder hormoneller Präparate, mit dem behandelnden Arzt abzusprechen, da Wechselwirkungen mit den Krebsmedikamenten auftreten können.
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